Belastungsanalyse als erster Schritt zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen
Das Institut Leistung Arbeit Gesundheit (ILAG) hat bei den drei Pflegediensten AWO-Pflegedienste Probstei (Schönkirchen), Pflege Zuhause des Diakonisches Werks Plön-Segeberg (Preetz) und des Pflegediensts Plön der Johanniter-Unfall-Hilfe e. V. im Herbst 2021 die aktuellen Arbeitsbedingungen analysiert. Die sogenannte Belastungsanalyse mittels Interviews mit Führungskräften, Befragung der Mitarbeiter*innen und Workshops zeigt: Die Pflegekräfte mögen die Arbeit mit den pflegebedürftigen Menschen. Sie sind kompetent und können den Menschen helfen. Aber natürlich gibt es auch Probleme.
Herausforderung Tourenplanung
Die Arbeitszeiten sind ein wiederkehrendes Thema, denn die ambulante Pflege sucht ihre Kundinnen und Kunden typischerweise morgens und abends auf. Wenn dieselbe Pflegekraft sowohl morgens als auch abends Dienst tut, sprechen die Pflegedienste von „geteilten“ oder „doppelten“ Diensten. Diese Dienste sind bei den meisten Pflegekräften unbeliebt. Zudem kann die Pflege an den Wochenenden nicht ruhen. Pflegekräfte haben oft mehr als fünf Tage nacheinander Dienst. Das alles ist belastend und teils leidet ihr Privatleben darunter. Die Touren- und Dienstplanung ist daher eine Kernaufgabe der Standortleitungen. Eine Leitungskraft sagt dazu: „Früher haben wir kundenorientiert gearbeitet, heute arbeiten wir mitarbeiterorientiert.“
Die Belastungsanalyse hat offenbart, wo dennoch Pflegekräfte ihre Wünsche und Bedürfnisse nicht ausreichend berücksichtigt sehen. Im Ergebnis haben die Pflegedienste ihre Tourenplanung nochmals überdacht und die Johanniter zum Beispiel erfolgreich den sogenannten „Wunschdienstplan“ an einem Standort eingeführt.
Kleine Änderungen mit großer Wirkung
Oft sind es Kleinigkeiten, die eine erhebliche Wirkung haben. So gehört zu den Maßnahmen, die die AWO in Schönkirchen umgesetzt hat, die Umstellung des Telefons nach Büroschluss um 16 Uhr auf einen Anrufbeantworter. Vorher wurden die Anrufe auf das Handy der Pflegekräfte im Dienst umgestellt, die dadurch in ihrer Arbeit unterbrochen wurden und meist doch nicht mehr tun konnten, als auf die Bürozeiten am nächsten Tag hinzuweisen. Die neue Regelung entlastet deutlich und führt zu mehr Zufriedenheit bei den Beschäftigten.
Pflege zu Hause von der Diakonie hat den großen Bedarf nach Austausch und persönlicher Begegnung, der sich in den Antworten auf die Befragung ausdrückte, zum Anlass genommen, digitale Dienstbesprechungen auszuprobieren. Die Resonanz ist positiv, auch wenn digitale Besprechungen persönliche Begegnungen nicht ersetzen können. Doch vieles lässt sich so gut klären. Für kurze Absprachen soll das Format auch nach der Pandemie beibehalten werden.
Pflegedienstübergreifende Themen
Die hier aufgeführten Beispiele für Veränderungen zeigen, wie die Pflegedienste je für sich passende Lösungen gefunden haben. Von gemeinsamem Interesse war das Thema Touren- und Dienstplanung, zu dem ein Austausch aller beteiligten Pflegedienste stattfand. Zu weiteren Themen, welche die Pflegedienste innerhalb von VAPiAR gemeinsam bearbeiten wollen, zählen die Kommunikation mit Arztpraxen, Apotheken und Krankenhäusern, die Fort- und Weiterbildung, Mitarbeiter*innengewinnung und Supervision.
Das ILAG begleitet den Prozess weiter. Schwerpunkt ist dabei, inwiefern Technikeinsatz zur Entlastung der Pflegekräfte beitragen kann (siehe Living Lab). Weiter ist geplant zu prüfen, ob die umgesetzten Maßnahmen eine nachhaltige Wirkung entfaltet haben und welche weiteren Verbesserungen möglich sind.