Für alle Sinne: Erfolgreiche VAPiAR-Abschlussveranstaltung in stilvoller Umgebung

„Interessant“, „gutes Netzwerken“, „hilfreicher Austausch“, „vielfältig“, „gute Anregungen“, „sehr gelungen“… lobten viele der Teilnehmer und Teilnehmerinnen die VAPiAR-Abschlussveranstaltung, die am 6. März 2024 in Plön stattfand.

Mit über 40 Personen aus dem Pflege- und Gesundheitsbereich und vielen Interessierten aus anderen Branchen präsentierte das VAPiAR-Projektteam im ansprechenden Ambiente des Gutes Wittmoldt die Ergebnisse, Erkenntnisse, Erfolge aber auch die Herausforderungen des Projektes, das nach drei Jahren im April 2024 endet.

Moderiert wurde die Veranstaltung von Heike Herma Thomsen (ILAG), die Sprecher und Sprecherinnen sowie Gäste über den Tag mit digitaler Unterstützung ihrer Kollegin Miriam Diesel (ILAG) durch das Programm führte. Frau Thomsen gab einen Überblick über das Tagesprogramm und verdeutlichte die verschiedenen Perspektiven, die im Rahmen des Projektes erarbeitet wurden. Anschließend präsentierte sie das gesamte Projektteam und wies auf die Förderung durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) hin, die gerade für strukturschwache Regionen von Bedeutung ist, um neue Entwicklungen voranzutreiben. 

Im Auftrag des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) eröffnete Dr. Cathrin Becker vom Projektträger Karlsruhe (PTKA) mit einem Grußwort die Veranstaltung. Frau Becker erläuterte zunächst die Förderrichtlinie Region.innovativ zur fachlichen Einordnung von Projekten wie VAPiAR. Sie bestätigte, dass VAPiAR im regionalen Kontext einen guten Beitrag geleistet habe durch die Erarbeitung wichtiger arbeitswissenschaftlicher Aspekte, bei der Erleichterung von Arbeitsprozessen durch Pflegetechnologien für Pflegefachpersonen und anhand der Möglichkeit, das Living Lab erlebbar zu machen. Sie sei zuversichtlich, dass die Ergebnisse aus dem Projekt gute Ansätze für eine zukünftige Arbeitsgestaltung im Rahmen von nachhaltiger Zusammenarbeit und Transfer beigetragen haben. Zum Schluss wies sie auf weitere Fördermöglichkeiten für KMU und Anschlussprojekte beim BMBF hin.

Dr. Michael Bau (ILAG), stellte im Anschluss die Projektergebnisse aus arbeitswissenschaftlicher Sicht vor. Dabei erinnerte er an die Herausforderungen durch die Covid-Pandemie 2021 und die starken Auswirkungen durch den Pflegenotstand und notwendige Umstrukturierungen im Jahre 2023. Er dankte den Pflegediensten für ihren Einsatz und die Zeit, die sie in ihrem betriebsamen Arbeitsalltag für die Durchführung der Interviews, Workshops mit Belegschaft und Führungskräften und der Umsetzung erarbeiteter Arbeitsmaßnahmen eingeräumt hatten. Er wies auf die Bedeutung von – idealweiser regelmäßig durchgeführten – Arbeitsbelastungsanalysen in Zeiten von Arbeitsintensivierung und Stress als Folge der Digitalisierung hin. Den theoretischen und methodischen Ansatz dafür böte das Arbeitsschutzgesetz §5 und hier insbesondere der Absatz zur psychischen Belastung bei der Arbeit. Er stellte daraufhin typische Ergebnisse aus der psychischen Belastungsanalyse sowie die anschließenden Verbesserungen der Arbeitssituation in den Pflegediensten als Folge der Analysen exemplarisch vor.

Kirsten Harms und Fynn Bredehorn (OFFIS e.V.) präsentierten das Living Lab und die einzelnen Pflegetechnologien, die für die Anwesenden zudem vor Ort in einer kleinen Technikausstellung erlebbar gemacht wurden: eine Sensorstation zur Sturzerkennung, eine Ergonomie-Analyse für die Erkennung der richtigen Körperhaltung beim Pflegen, eine Sprachdokumentation zur Erleichterung beim Ausfüllen von Formularen, eine Smart Home-Vernetzung und einen Telepräsenzroboter für die Kommunikation und Automatisierung von Prozessen. Dass es auch gute, technisch relativ einfache Hilfsmittel gibt, zeigten sie anhand eines Hebekissens zur Aufrichtung einer gestürzten Person. Zum Schluss stellten sie die Ergebnisse der Testung und Evaluation verschiedener Technologien durch die Pflegedienste vor und stellten auch die Hürden und Herausforderungen aufgrund fehlender Infrastruktur, Personalmangel bzw. Personalfluktuation und Budgetbeschränkungen heraus.

Christian Hansen von der Laroma Manufaktur erklärte dann anschaulich die verschiedenen Funktionen des LAROMA Pflegebettes von der Überwachung von Patienten und Patientinnen und Benachrichtigung in kritischen Situationen bis hin zur Schlaf-, Körper- und Bewegungsanalyse, die erheblich zu Arbeitserleichterungen für Pflegefachpersonen beitragen. Die Teilnehmer und Teilnehmerinnen konnten das Pflegebett inkl. der Sensormodule nicht nur vor Ort bestaunen und sich fachkenntlich von Christian Hansen und seiner Kollegin Karolina Ochs erläutern lassen, sondern durften es auch selbst ausprobieren.

Von der Technik ging es im folgenden Vortrag von Niklas Ellerich-Groppe zu den ethischen und sozialen Aspekte des Technologieeinsatzes in der ambulanten Pflege (ELSA). Die Fragen „Welche sozialen und ethischen Aspekte sind in Technologieentwicklung, -implementierung und -nutzung zu berücksichtigen?“ und „Was ist nötig, um diese bestmöglich und flächendeckend in die konkrete Praxis einzubringen?“ wurden von Niklas Ellerich-Groppe umfassend und beschwingt präsentiert, wobei er ebenfalls die verwendete Methodik erklärte und aus der Analyse heraus vier Empfehlungen aussprach: Häuslichkeit muss geschätzt und geschützt und relationale Netze müssen (be)achtet werden; menschliche Pflege muss als Maßstab für digitale Technologie begriffen und – last but not least –, müssen auch strukturelle Voraussetzungen geschaffen werden.

Mit Jan Nagelfeld, stellv. Pflegedienstleitung bei der Diakonie Pflege zu Hause kam auch die Praxis zu Wort. Für die Pflegedienste bestand die Motivation, am Projekt VAPiAR teilzunehmen zum einen in der Frage „Wie gestalte ich meinen Pflegedienst zukunftsfähig“ und zum anderen „Wie kann Pflegepersonal durch Minimierung der Fehlerquote im Arbeitsbereich Planung und Struktur entlastet werden?“
Die Ausgangssituation bei vielen Pflegediensten umfasst eine hohe Belastung durch Papierdokumentation, Kommunikationsprobleme durch unterschiedliche Übergabebücher und Teams sowie eine schlechte Vernetzung mit Praxen und Apotheken nur über Fax und Telefon.
Herr Nagelfeld bekräftigte, dass die Mitarbeit im VAPiAR-Projekt bereits zu vielen Arbeitserleichterungen geführt habe und die Beteiligung daher erfolgreich war. Es sei aber noch viel zu tun und ein Ziel für die Zukunft sei es, die Digitalisierung weiter voranzutreiben bis zu einer vollumfänglichen digitalen Patientenakte, einem Care Pad (Tablet) für alle Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen sowie die Implementierung weiterer Pflegetechnologien und der Einsatz des digitalen Pflegebettes.

Karen Wachholz (ILAG) beendete den abwechslungsreichen Vormittag mit ihrem Vortrag zur Kooperation unter Stakeholdern und dem Schweizer Modell der Schnittstellenkommunikation. Sie berichtete von dem Ansatz im Rahmen von VAPiAR, wichtige Stakeholder aus der Pflege und dem Gesundheitsbereich aus der Region zusammenzubringen, um sich in einem sogenannten „offenen Dialog“ über wichtige Themen und Probleme auszutauschen und gemeinsam zu Lösungen und neuen Handlungsoptionen zu finden. Hierzu fanden mehrere Veranstaltungen mit steigendem Publikumsinteresse statt. Empfehlungen aus dieser Arbeit betrafen die Förderung der Digitalisierung und Anbindung an die Telematik, die Prüfung der Kompatibilität und Funktionalität von Software und weitere informelle, finanzielle und personelle Unterstützung. Zudem äußerten die Teilnehmer und Teilnehmerinnen den Wunsch nach persönlichem und regelmäßig stattfindendem Austausch in der Zukunft. Dieser sollten idealerweise nach Ende des VAPIAR-Projektes von den interessierten Stakeholdern selbst weitergeführt werden.

Nach einer ausgiebigen Mittagspause, die einige der Gäste nach dem Essen zu einem Spaziergang auf dem Gut nutzten, erläuterte Lars Jessen in einem spannenden Vortrag das dänische und deutschen Gesundheitssystem und stellte Kooperationen mit Krankenkassen und
anderen Partnern aus der Pflegebranche vor, um Anregungen für erfolgreiche Kooperationsprojekte zu bieten. Darüber hinaus stellte er DigiRehab vor und das in Dänemark bereits breit eingesetzte individuelle Übungsprogramm DigiCARE. Das Übungsprogramm, das in der Häuslichkeit absolviert werden kann, stärkt nicht nur die physischen Fähigkeiten von Senioren, sondern steigert insgesamt deren Wohlbefinden und Mobilität. Für Pflege- und Betreuungskräfte bietet DigiCARE eine erhebliche körperliche und geistige Arbeitsentlastung und Leistungserbringer erhalten damit ein zielgerichtetes und individuelles Gesundheitsangebot. 

Stephanie Wullf von der Universität Hildesheim stellte in einem ihrem Vortrag detailliert das Projekt „Onlinecampus Pflege“ für digitale Kompetenzen für Pflegeberufe vor. Eine veränderte Arbeitswelt verlangt neue Kompetenzen, weswegen einer erheblicher Qualifikationsbedarf zum kompetenten Umgang mit digitalen Technologien besteht. Damit hat sich das Team des Projektes Onlinecampus Pflege beschäftigt und ein Weiterbildungsangebot für berufliche Pflegende und die, die es werden wollen, geschaffen. Das Online-Weiterbildungsangebot, das aus 30 sogenannten „Learning Nuggets“, also kurzen Lerneinheiten, besteht, ist kostenfrei und kann über die Projektwebseite gebucht werden. Die quantitativen Ergebnisse des Projektes zeigten laut Frau Wullf neben einer signifikant positiven Bewertung der Online-Module auch hohe Gebrauchstauglichkeit sowie einen weiteren Weiterbildungsbedarf in Bezug auf berufliche Handlungskompetenzen.

Frederik Denis, Geschäftsführer von HowRyou präsentierte im letzten Vortrag des Tages mit NEDINA@ eine „Smarte All-in-One-Lösung" für die Pflegeassistenz. Diese ermöglicht über eine Vernetzung von IoT-Geräten eine enge Verbindung zwischen Pflegebedürftigen, Angehörigen und Pflegepersonal, sorgt über Videokommunikation für eine zumindest digitale Nähe, um Einsamkeit entgegenzuwirken und bietet die Möglichkeit, weitere Apps für die digitale Teilhabe einzubinden. NEDINA@ ist dafür mit der HowRyou-Plattform verbunden und trägt über laufende Verbesserungen der KI (Künstlichen Intelligenz) viel zur Erleichterung der Arbeit der Pflegefachpersonen sowie zur schnellen Erfassung kritischer Situationen von Patienten und Patientinnen in der Häuslichkeit bei.

In der Abschlussrunde stellte Heike Herma Thomsen den drei Experten und Expertinnen Dr. Michael Bau, Kirsten Harms und Jan Nagelfeld die folgenden drei Fragen, die diese aus ihrer jeweiligen Perspektive, d.h. der arbeitswissenschaftlichen, technologischen und pflegedienstpraktischen Sicht beantworteten. 

Fragen:
- Wie können sich in Zukunft Pflegedienste und auch Führungskräfte auf die Transformation vorbereiten und welche Unterstützung benötigen sie?
- Wie könnte eine Veränderung von unten also im Kleinen konkret aussehen? Welche Tipps gäbe es und wie könnte man das Thema starten? 
- Wie sieht für dich persönlich die Zukunft der Pflege aus?

Zum Schluss dankte Heike Herma Thomsen den Sprechern und Sprecherinnen für ihre Vor- und Beitrage und den Gästen für ihr Interesse und lud Projektteam und Gäste ein, den gelungenen Abschluss des dreijährigen Projektes VAPiAR bei einem Glas Prosecco und leckerem Kuchen sowie weiterem Netzwerken ausklingen zu lassen.