Besuch der Living Labs bei OFFIS-Institut für Informatik – Ausblick auf die Zukunft der Pflege

OFFIS war Gastgeber für das vierte Projekt-Arbeitstreffen am 31. März 2022 und gewährte allen Anwesenden Einblick in seine Living Labs. Der Bereich Gesundheit des Instituts für Informatik legt den Schwerpunkt auf anwendungsbezogene Forschung mit dem Ziel, Informationstechnik für das Gesundheitssystem und weitere gesundheitsrelevante Kontexte nutzbar zu machen. Dabei geht es u. a. darum, die Arbeitsbedingungen in der Pflege zu verbessern und ein möglichst eigenständiges Leben bei Pflegebedürftigkeit zu ermöglichen. Die Reallabore bilden daher Räume und Situationen nach, für die technologische Neuerungen entwickelt werden sollen. Das VAPiAR-Team konnte drei Labore besuchen: eine Wohnung für pflegebedürftige Personen, ein Intensivpflegezimmer und einen Raum für VR-Schulungen (virtual reality).

Eine fast normale Wohnung – nur aufgepeppt

Die Wohnung besteht aus zwei Zimmern, Küche, Bad und Flur. Sie erscheint auf den ersten Blick „ganz normal“ und ist doch besonders, da sie viele Hilfsmittel und Sensoren enthält. Manche der Hilfsmittel sind sichtbar – wie der Fußföhn im Bad, der die Füße abtrocknet, ohne dass man sich bücken muss. Die Sensoren dagegen sind oft nicht auf Anhieb zu sehen, doch ihre Ergebnisse werden an Monitore übermittelt, die anzeigen, wo sich eine Person aufhält, wo ein Wasserhahn betätigt wird und ob die Herdplatte eingeschaltet ist. Ein ähnliches Living Lab wird im Rahmen von VAPiAR beim Projektpartner AWO in Schönkirchen aufgebaut.
 

Roboter und Mensch Hand in Hand bei der Intensivpflege

Im Intensivpflegezimmer wird die Anwendung von zwei Technologien getestet: zum einen ein Roboterarm und zum anderen eine Datenbrille. Der Roboterarm kann eine pflegebedürftige Person im Bett z. B. in Seitenlage so stützen, dass eine Pflegekraft bequem Pflegetätigkeiten, wie Rückenwaschen, ausführen kann, ohne dass eine weitere Person oder die zweite Hand zum Stützen benötigt wird. Ein wichtiger Fokus der Forschung ist hier, eine für alle Beteiligten sichere und angenehme Interaktion mit dem Roboter zu erreichen. Der Arm kann aus der Ferne oder direkt vor Ort gesteuert werden.

Die Datenbrille (Bild) zeigt der Pflegekraft relevante Daten (wie Vitalparameter) an, die derzeit noch vom Patientenmonitor abgelesen werden müssen. Hierzu wird auf dem Bildschirm der Brille z. B. der entsprechende Monitor eingeblendet, wobei gleichzeitig der Rest des Raumes sichtbar bleibt. Medizinisches Personal kann so relevante Informationen im Blick behalten, ohne sich wiederholt einem Monitor zuwenden zu müssen und ohne dass diese für andere Anwesende sichtbar sind. Dies ermöglicht ein Arbeiten in ergonomischer Körperhaltung und hat zudem eine Datenschutzfunktion.
 

Training von morgen in der virtuellen Realität

Die oben beschriebenen Szenarien lassen sich im dritten Living Lab auch virtuell betreten. Dank einer Virtual Reality-Brille taucht man ein in bestimmte Pflegesituationen. Bett, Geräte, Monitore und Personen sind zu sehen, die typischen Geräusche zu hören, und es ist möglich zu interagieren. So lässt sich erproben, wie Pflegekräfte in – eventuell emotional belastenden – Situationen reagieren, um einerseits mehr über die Reaktion und Einflussfaktoren zu erfahren und andererseits Trainings zu entwickeln.

Living Labs machen die Zukunft greifbar. Der Mensch kann in ihnen Technik spielerisch kennenlernen und ausprobieren. Das VAPiAR-Team freut sich darauf, dies bald auch im eigenen Living Lab zu tun.