Startschuss für das VAPiAR-Living Lab

Am 08. März 2022 brachte das OFFIS-Team die ersten technischen Geräte in unser zukünftiges VAPiAR Living Lab beim AWO-Pflegedienst in Schönkirchen ein. Zum umfangreichen Leistungsangebot des Pflegedienstes gehört neben der ambulanten auch stationäre, Kurzzeit- und Tagespflege sowie betreutes Wohnen. Der Projektpartner AWO stellt für die Einrichtung des VAPiAR- Living Labs ein reguläres Bewohnerzimmer mit Bad zur Verfügung.

Das OFFIS-Team hat im ersten Schritt folgende Technikkomponenten installiert: eine mobile robotische Plattform, ein Kamerasystem, einen Medikamentenspender und ein Smartphone.

Die robotische Plattform hat die Fähigkeit, auf Sprachbefehle hin selbstständig zu beliebigen Orten in den Räumlichkeiten zu navigieren. Auch Videotelefonie und (bei entsprechender Freigabe) eine Fernsteuerung per Smartphone-App sind möglich. So können Pflegebedürftige einfach, z. B. vom Bett aus, Kontakt zum Pflegedienst und zu Angehörigen aufnehmen und es kann bei Bedarf von berechtigten Personen nach dem Rechten gesehen werden.

Das Kamerasystem ist in der Lage, ein sog. Body Tracking durchzuführen. Hierbei wird die Darstellung aufgenommener Personen auf eine Art Skelett reduziert, so dass nicht die pflegende Person, sondern nur ihre Körperhaltungen erkannt werden können. Basierend auf dieser Funktion soll ein Analysesystem entwickelt werden, welches z. B. im Rahmen von Ergonomie-Trainings eingesetzt werden kann, um eine gesundheitsfördernde Arbeitsweise zu vermitteln.

Der automatische Medikamentenspender erinnert über Licht- und Tonsignale an die Medikamenteneinnahme und stellt zu jedem Zeitpunkt die korrekte Tablettenkombination zur Verfügung, ohne dass Mehrfach- und Falscheinnahmen auftreten können. So könnten Fahrten vermieden werden, bei denen die Pflegekraft “nur” die Einnahme von Medikamenten überwacht. Allerdings könnte in bestimmten Fällen der soziale Kontakt zu pflegenden Personen hierdurch unerwünscht reduziert werden. Für welche Zielgruppen der Spender in der ambulanten Pflege also sinnvoll ist, wird im Rahmen des Living Lab evaluiert.

Das projekteigene Smartphone dient zum Testen eines Sprachassistenten für die Pflegedokumentation. Anders als ein einfaches Diktiergerät “versteht” der Sprachassistent den Inhalt des Eingesprochenen, sodass Spracheingaben, die sich z. B. auf den Blutdruck einer Person beziehen, an der korrekten Stelle eines Formulars eingefügt werden.

In einem nächsten Schritt wird das Living Lab von OFFIS mit einem Hausautomatisierungssystem ausgestattet. Ferner stellt der Projektpartner Laroma ein intelligentes Pflegebett auf.

Ein wichtiges Merkmal des Living Lab: Es ist ein potenziell bewohnbarer Raum des Pflegeheims. Die digitalen Lösungen werden so integriert, dass sich ein harmonisches Gesamtkonzept ergibt. Die Technik wirkt im Hintergrund und trägt zur Verbesserung der Lebens- und Arbeitsqualität bei. Das Living Lab schließt die Lücke zwischen der Entwicklung von Technik unter Laborbedingungen und dem realen Einsatz in der (ambulanten) Pflege. Es bietet damit auch ein hervorragendes Umfeld für Nutzungsstudien. Die Prototypen ermöglichen ein intensives Ausprobieren und schaffen so eine enge Zusammenarbeit zwischen zu Pflegenden, Pflege- und medizinischem Personal auf der einen und den Entwickler*innen und Techniker*innen auf der anderen Seite. Probleme während eines realen Einsatzes, die bei der Entwicklung nicht immer erkennbar sind, werden so frühzeitig erkannt.