Von der Erkenntnis in die Praxis – Der 2. ELSA-Workshop im Projekt VAPiAR

Mit der Entwicklung, Implementierung und Nutzung von innovativen Technologien in der ambulanten Pflege verbindet sich auch eine Vielzahl an ethischen und sozialen Aspekten, die im Rahmen des Projektes VAPiAR im sogenannten ELSA-Arbeitspaket untersucht werden. Neben dem wissenschaftlichen Erkenntnisgewinn zielt dieses Arbeitspaket insbesondere darauf, die Ergebnisse so für die entsprechenden Stakeholder aufzubereiten, dass ihnen eine gelingende Technologieimplementierung und -nutzung erleichtert wird.
Die Entwicklung entsprechender empirisch informierter und ethisch reflektierter Empfehlungen stand beim zweiten ELSA-Workshop im Mittelpunkt, der am 17. Januar 2024 bei der Diakonie in Preetz stattfand. Insgesamt 13 Personen aus Technologieentwicklung, Ethik, Arbeitswissenschaft und Pflege diskutierten an diesem Tag unter Anleitung vom Projektmitarbeiter Niklas Ellerich-Groppe (OFFIS – Institut für Informatik; Carl von Ossietzky Universität Oldenburg), um die Ergebnisse des Arbeitspakets zu validieren und weiterzudenken und so den Transfer der Ergebnisse dieses Arbeitspakets in die Praxis anzustoßen. 
Nach einem Kennenlernimpuls präsentierte Niklas Ellerich-Groppe dazu in einem ersten Schritt die Ergebnisse der Interviewstudie. In dieser Interviewstudie waren insgesamt 20 professionell Pflegende und Pflegebedürftige hinsichtlich ihrer Haltungen, Wünsche, Bedarfe und Befürchtungen mit Blick auf innovative Technologien in der Pflege befragt worden; die Themenschwerpunkte waren zu Projektbeginn in einem ersten ELSA-Workshop gemeinsam mit den unterschiedlichen Projektpartner*innen im interdisziplinären Austausch festgelegt worden. In der Vorstellung der Ergebnisse standen zwei Analyseschwerpunkte im Vordergrund, nämlich erstens die moralischen Haltungen der Befragten und zweitens die Bedeutung relationaler Dimensionen. Die moralischen Haltungen bezeichnen dabei nicht nur die allgemeinen Einstellungen der Befragten gegenüber den Technologien, sondern verweisen ebenso auf die zugrundeliegenden ethischen und sozialen Aspekte, die zu dieser Haltung führen. So konnten insgesamt fünf idealtypische Haltungen herausgearbeitet werden, die von einer grundsätzlichen Skepsis bis hin zu einer uneingeschränkten Affirmation reichen. Der zweite Analyseschwerpunkt nimmt seinen Ausgangspunkt in der Einsicht, dass insbesondere die ambulante Pflege sich immer in einem Netz von Beziehungen ereignet, die selbst moralisch wertvoll sind. Hier konnten nicht nur überblicksartig die wichtigsten Akteure und Akteurinnen in diesem Netz herausgearbeitet werden, sondern auch gezeigt werden, wie sich Relationalität und Technologien in der ambulanten Pflege gegenseitig beeinflussen. 

In einer anschließenden Blitzlicht-Runde wurden sodann vier Empfehlungen für Stakeholder im WorldCafé diskutiert und weiterentwickelt. Unter den Überschriften „Häuslichkeit schätzen und schützen“, „Relationale Netze (be-)achten“, „Menschliche Pflege als Maßstab für digitale Technologien begreifen“ und „Strukturelle Voraussetzungen schaffen“ wurden hier konkrete Adressaten und Adressatinnen und Maßnahmen für eine gelingende Technologieimplementierung und -nutzung in der ambulanten Pflege diskutiert und an den entsprechenden Formulierungen gefeilt. Die Teilnehmer und Teilnehmerinnen waren sich nach der Diskussion einmal mehr einig, dass der interdisziplinäre Austausch für die Entwicklung derartiger Empfehlungen unabdingbar ist und auch insgesamt erheblich zum Erfolg des Projektes beigetragen hat.
Nach einer abschließenden Zusammenfassung und einer Feedback-Runde endete der rund dreistündige Workshop. Die Diskussionen und Ergebnisse werden nun in einem letzten Schritt noch einmal dokumentiert, gesichtet und in die Empfehlungen integriert. So können auch andere Stakeholder nach dem Projektende von den Erfahrungen und Erkenntnissen im VAPiAR-Projekt profitieren und für sich die Technologieimplementierung und -nutzung in der ambulanten Pflege gelingend gestalten.